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Drachenwut's PolitikblogPolitische KorrektheitPolitische Korrektheit (dengl. pollitickel koräktnäss) ist heutzutage, dass logisch-auf sich beruhende Gegenteil von faktischer Korrektheit. |
24.07.2011
Von Webster G. Tarpley
Die tragischen Terroranschläge in Norwegen
weisen einige verräterische Merkmale einer Provokation unter falscher Flagge
auf. So wird – trotz des Versuchs der Medien aus aller Welt, Anders Behring
Breivik als Einzeltäter in der Tradition des Kennedy-Mörders Lee Harvey Oswald
darzustellen – berichtet, dass viele Augenzeugen übereinstimmend ausgesagt
haben, an dem Massaker in dem Jugendsommercamp Utøya außerhalb von Oslo sei ein
zweiter Schütze beteiligt gewesen. Weitere Nachforschungen ergeben, dass
US-Geheimdienste ein Programm verfolgt haben, pensionierte norwegische
Polizeioffiziere zu rekrutieren, angeblich, um Beobachtungsoperationen im Land
durchführen zu können. Dieses Programm, das als SIMAS Surveillance Detection
Units bekannt ist, lieferte der NATO ein perfektes Instrument für
Infiltration und Subversion der norwegischen Polizei.
Auch ein
Motiv für den Anschlag existiert: Im Rahmen des Versuchs, eine unabhängige
Außenpolitik zu etablieren, zu welcher auch die bevorstehende diplomatische
Anerkennung eines Palästinenserstaats im Kontext einer allgemeinen
Wiederannäherung an die arabische Welt gehört, war Norwegen die führende Kraft
unter den kleineren NATO-Staaten, aus der imperialistischen Koalition, die
zurzeit Luftangriffe gegen Libyen führt, auszusteigen. Norwegen
wollte spätestens zum 1. August alle Luft- und sonstigen Angriffe gegen
Gaddafis Streitkräfte einstellen.
Schließlich hat Wikileaks, bekannt als das »Limited
Hangout«-Instrument der CIA, bereits eine vorfabrizierte, gebrauchsfertige
Anschuldigung wegen Inkompetenz und unzulässigen Vorgehens gegen die derzeitige
norwegische Regierung präsentiert – in Form von realen oder getürkten
Telegrammen, die die angebliche Fahrlässigkeit der Regierung im Umgang mit der
terroristischen Bedrohung dokumentiert, natürlich stets aus Sicht von Beamten
des US-State Department.
VG aus Oslo: »Mehrere Augenzeugen berichten, es habe auf der Insel zwei
Schützen gegeben«
Wie bereits erwähnt, haben
sich weltweit Presse und Medien der anglo-amerikanischen Schule sofort auf
Breivik gestürzt, als archetypischen Einzeltäter nach dem Muster von Lee Harvey
Oswald, [Robert-Kennedys Mörder] Sirhan Sirhan und vielen anderen. Das Problem
für die Terror-Mythenschreiber liegt darin, dass es in den meisten Fällen
glaubhafte bis überwältigende Beweise dafür gibt, dass die Beschuldigten diese
Taten gar nicht allein begangen haben können. Unter den Fällen der jüngeren
Vergangenheit ließe sich Breivik mit Oberst Nidal Hasan vergleichen, der im
November 2009 in Fort Hood in Texas um sich geschossen hatte. Hasan wird der
Mord an sieben Menschen vorgeworfen. Damals wurde es als ungewöhnlich
angesehen, dass Hasan so viele bewaffnete Soldaten auf einem Militärstützpunkt
töten konnte. In ersten Berichten war jedoch angedeutet worden, es habe neben
Hasan noch einen oder zwei weitere Schützen gegeben. Wie in solchen Fällen
üblich, wurden diese zusätzlichen Schützen schon bald aus den Berichten der
hegemonialen Medien gelöscht.[1]
In Norwegen sind die
Hinweise darauf, dass Breivik bei dem Anschlag mit so entsetzlich vielen
Todesopfern nicht alleine war, eindeutig und überzeugend. Es folgen einige
kurze Auszüge aus einem Bericht der Osloer Zeitung VG:
»Einige der Jugendlichen,
die bei der Schießerei in Utøya anwesend waren, berichteten VG, sie
seien davon überzeugt, dass es mehr als einen Täter gegeben habe. Marius
Helander Røset glaubt dasselbe: Ich bin sicher, dass auf der Insel gleichzeitig
von zwei verschiedenen Stellen aus geschossen wurde, sagte er.
Nach Ansicht der Polizei
ist Anders Behring Brevik (32) der als Polizist verkleidete Täter, ihm werden
beide Anschläge vorgeworfen. Jugendliche, die von VG befragt wurden,
beschreiben einen zweiten Täter – der keine Polizeiuniform trug. Die Person,
die ihnen gefolgt sei, sei 1,80 m groß, habe dichtes dunkles Haar und sei von
nordischem Aussehen. Er hatte eine Pistole in der rechten Hand und auf dem
Rücken ein Gewehr, sagt Alexander Stavdal (23). […] Bei der Pressekonferenz am
Samstagmorgen berichtete die Polizei, es könne mehrere Täter gegeben haben, die
Ermittlungen würden fortgesetzt, so wurde betont.«[2]
Die Anwesenheit eines
zweiten Schützen passt natürlich nicht in die Einzeltäter-Theorie, bedeutet sie
doch einen unwiderlegbaren Beweis für eine kriminelle Verschwörung, genau das,
was die Medienberichterstattung normalerweise sorgsam vermeiden will. Im Fall
Norwegen sah es so aus, dass die Berichte über einen zweiten Schützen auch 36
Stunden nach dem Anschlag noch überdauerten, was darauf hoffen lässt, dass die
gesamte offizielle Version dieses Mal zu Fall gebracht werden kann.
Ein weiteres verräterisches
Anzeichen für eine Operation unter falscher Flagge ist die Durchführung von
Übungen oder Manövern – angeblich zur Terrorbekämpfung – durch Polizei oder
Militär genau zum Zeitpunkt des Anschlags oder kurz zuvor. Manchmal sind
Terrorübungen oder -manöver so angesetzt, dass sie eigentlich kurz nach dem
Zeitpunkt beginnen sollten, an dem der tatsächliche Anschlag passiert.
Bei großen
Terroranschlägen, und um einen solchen handelt es sich ja in Norwegen, ist es
nicht ungewöhnlich, dass Übungen schon längere Zeit zuvor stattfinden – der 11.
September beispielsweise war das Ergebnis von Ressourcen, die über einen
Zeitraum von mehreren Jahren aufgebaut worden waren, und von Übungen, die
eigentlich bis in das Jahr 2002 hinein geplant waren.
In diesen Fällen stellt
sich dann oft heraus, dass Anti-Terror-Übung oder -manöver von einem
simulierten Vorfall ausgehen, der sehr ähnlich aussieht wie der echte
Terroranschlag, bei dem dann tatsächlich Menschen ums Leben kommen. Die Medien
reden dann von einem verblüffenden Zusammentreffen oder unheimlichen Zufall; Realität
ist jedoch, dass aus einer Terrorübung plötzlich in Gestalt von realem Morden
Wirklichkeit geworden ist. Nach dem Ende der Übung bleiben die Ressourcen,
Hardware, etc., die dabei entwickelt wurden, vor Ort, um dann im gewünschten
Moment mobilisiert zu werden.
Das Geheimnis ist: Während
der offiziell genehmigten Übung wurde das tatsächliche Verbrechen von
einem Agenten in der staatlichen Bürokratie vorbereitet, deren Ressourcen für
die Durchführung des Terroranschlags erforderlich sind, in der es jedoch viele
Vertreter gibt, die unter keinen Umständen erfahren dürfen, was geschieht.
Die Ereignisse in Norwegen
liefern ein klares Beispiel für dieses Prinzip. In Oslo explodierte eine starke
Bombe in oder in der Nähe des Gebäudes, in dem das Büro des Ministerpräsidenten
untergebracht ist. Genau wie zu erwarten gewesen wäre,hatten
Anti-Terror-Sondereinheiten der zuvor, genauer gesagt im Jahr 2010, in einem
nahe gelegenen Stadtviertel von Oslo Bombendetonationen geübt. Die
Öffentlichkeit war zuvor nicht informiert worden, wurde jedoch aufmerksam, als
Explosionen im Opernhaus-Bezirk zu hören waren, nicht einmal einen Kilometer
vom Büro des Ministerpräsidenten entfernt, auf dem am Freitag der Anschlag
verübt wurde.. Es folgt ein Bericht aus der Zeitung Aftenposten:
»Bewaffnete Polizeikräfte wurden in
der Umgebung des Opernhauses in Oslo gesehen, starke Explosionen waren in
weiten Teilen der Stadt zu hören. Niemand wusste, dass es sich dabei um eine
Übung handelte. Die Presseabteilung
der Osloer Polizei bedauert, dass die Öffentlichkeit nicht auf die dramatisch
scheinende Übung hingewiesen wurde. […] Es handelte sich um das
Sondereinsatzkommando, die Anti-Terror-Sondereinheit der norwegischen Polizei,
die in einem abgeriegelten Bezirk am Bjørvika-Pier eine Übung durchführte. Laut
einer Pressemitteilung der Polizei, die erst fast einen ganzen Tag nach der
Übung herausgegeben wurde, sollte dabei die kontrollierte Explosion entdeckter
Sprengladungen trainiert werden. […] Die Übung wird am Mittwochabend
fortgeführt, einige weitere Explosionen werden erwartet. […] Die Übung folgte
einem ähnlichen Muster aller Anti-Terror-Einsatzkräfte weltweit: Die Männer
seilten sich vom Dach durch ein unmittelbar vorher aufgesprengtes Fenster ab
und feuerten ihre Pistolen ab.«[3]
Peter Power von Visor
Consultants erklärte nach den Bombenanschlägen auf die Londoner U-Bahn am
7. Juli 2005 gegenüber BBC Radio Five, seine Firma habe eine Übung
durchgeführt, bei der es um Bombenexplosionen gegangen sei, und zwar in
praktisch denselben Londoner U-Bahn-Stationen, in denen sich zur gleichen Zeit
die realen Explosionen ereigneten. Die Vorfälle in Norwegen weisen dasselbe
merkwürdige Zusammentreffen auf.
Die Ziele der
Terroranschläge in Norwegen – Regierungsbüros und ein Jugendlager der
Regierungspartei – sind ausdrücklich politischer Natur, weisen also in Richtung
Politik. Die
derzeitige norwegische
Regierung wird von einer Koalition aus Arbeiterpartei, Sozialistischer
Linkspartei und Zentrumspartei gebildet. Traditionell versucht Norwegen eine
pro-arabische Außenpolitik zu verfolgen, wie an der Schirmherrschaft über das
Osloer Friedensabkommen zwischen Israels Premierminister Rabin und
Palästinenserführer Yassir Arafat Mitte der 1990er-Jahre deutlich wurde. Die
derzeitige Regierung hat die Absicht bekundet, in naher Zukunft einen
Palästinenserstaat diplomatisch anzuerkennen. Als im vergangenen Februar die
Destabilisierung Libyens begann, warnte Norwegens Außenminister Jonas Gahr
Støre von der Arbeiterpartei Norwegens Partner in der NATO-Allianz vor einer
Beteiligung.
Doch schon wenig später
beugte sich Norwegen dem Druck der USA, stimmte einer Beteiligung an den
NATO-Luftangriffen gegen Libyen für zunächst drei Monate zu und entsandte sechs
Flugzeuge, mit denen Schätzungen zufolge rund zehn Prozent aller Luftangriffe
der Atlantischen Allianz geflogen wurden. Doch nach Ablauf dieser drei Monate
hatte Norwegen für den Monat Juli das Flugzeugkontingent auf vier verkleinert
und am 10. Juni angekündigt, Norwegen plane, sich spätestens am 1. August
vollständig aus der NATO-Koalition zurückzuziehen.
Die Entscheidung Norwegens,
die NATO-Angriffskoalition zu verlassen, ging mit einem ähnlichen Schritt der
Niederlande einher, der ebenfalls am 10. Juni bekannt gegeben wurde. Die
Niederlande hatten beschlossen, ihr Kontingent von sechs Flugzeugen
beizubehalten, werden sich aber nicht mehr an Luftangriffen auf Ziele am Boden
beteiligen. Fortan werden sie sich auf die Durchsetzung der Flugverbotszone
durch die Abriegelung des Luftraums beschränken. Es bestand also die
Möglichkeit, dass das Beispiel Norwegens bei den kleineren NATO-Staaten Schule
machen könnte, aus der Koalition auszusteigen, in der ihre gemeinsame Präsenz
sehr wichtig ist.
Führende Vertreter der
norwegischen Regierung gehörten zu den ersten, die die vorgebrachte Begründung
für die NATO-Luftangriffe durchkreuzten, indem sie auf Verhandlungen drängten:
»Eine Lösung der Probleme in Libyen muss auf politischem Wege erreicht werden,
allein mit militärischen Mitteln sind sie nicht in den Griff zu bekommen«,
erklärte Norwegens Premierminister Stoltenberg vor Reportern bei einer Konferenz
am 13. Mai in Oslo. »Wir unterstützen nachdrücklich alle Bemühungen um eine
politische Lösung für die Herausforderungen, vor denen wir in Libyen stehen«,
fügte er noch hinzu. Die norwegische Regierung […] hat sich verpflichtet, nach
Ablauf der zugesagten drei Monate am 24. Juli ihre Rolle bei den NATO-geführten
Luftangriffen in Libyen zurückzufahren.«[4]
Dies war auch die Politik
der gesamten norwegischen Regierung: »Norwegen werde die Zahl der für den
Einsatz in Libyen bereitgestellten Flugzeuge von sechs auf vier verringern und
sich zum 1. August vollständig aus der NATO-geführten Operation zurückziehen,
erklärte die Regierung am Freitag […], Verteidigungsministerin Grete Faremo
sagte, sie erwarte Verständnis von den NATO-Verbündeten, da Norwegen nur über
eine kleine Luftwaffe verfüge und ein größeres Aufgebot an Kampfflugzeugen
nicht über einen längeren Zeitraum aufrecht erhalten könne.«
Die norwegische Luftwaffe
gab inzwischen bekannt, zehn Prozent der NATO-Luftangriffe in Libyen seit dem
31. März seien von ihren F-16 Jets geflogen worden. Die Parteien in der
Zentrum-Links-Regierungskoalition in Norwegen waren uneins in der Frage, ob die
Beteiligung des Landes über den 24. Juli hinaus verlängert werden sollte. Die
am weitesten links stehende Fraktion, die Sozialistische Linkspartei, war gegen
die Verlängerung, man einigte sich auf einen Kompromiss, wonach man sich bis
zum 1. August mit weniger Flugzeugen beteiligt. ›Es ist klug, die Beteiligung
der norwegischen Kampfjets zu beenden. Jetzt sollte Norwegen die Anstrengungen
darauf richten, eine friedliche Lösung in Libyen zu finden‹, erklärte Baard
Vegar Solhjell von der Sozialistischen Linkspartei.«[5]
Die Entscheidung Norwegens,
nicht länger Krieg gegen Libyen zu führen – die erste derartige Entscheidung
eines Mitgliedslands der Atlantischen Allianz – hat die Aufmerksamkeit
diplomatischer Beobachter auf sich gezogen, einer kommentierte, die
Regierung in Oslo nehme »eine deutlich friedlichere Haltung in der Weltpolitik
ein […] [trotz] des Drucks, den die USA in jüngster Zeit auf die norwegische
Regierung ausübe, sich in stärkerem Maße an der Militäroperation in Libyen zu
beteiligen. Norwegen widersetzt sich diesem Druck und drängt statt der
US-geführten NATO-Angriffe gegen Libyen auf eine friedlichere Herangehensweise;
sie verweigert Waffenlieferungen an die NATO und gab schließlich im vergangenen
Monat bekannt, dass Norwegen seine Beteiligung in Libyen zum 1. August
einstelle. Im März, als die USA einseitig Unterstützung für eine Invasion
Libyens sammelte, gehörte Norwegens Außenminister Jonas Gahr Støre zu den
wenigen Vertretern, die die USA vor einem bewaffneten Eingreifen in Libyen
warnten. Norwegen hatte der NATO ursprünglich sechs Kampfflugzeuge zur
Verfügung
gestellt, mit denen seit
dem 19. März rund zehn Prozent aller Luftangriffe durchgeführt worden sind.
Dennoch warfen US-Vertreter Norwegen und Dänemark ›mangelndes Engagement‹ bei
der Mission vor, Gaddafi zu vertreiben […]. Weitere norwegisch-libysche
Verbindungen bestehen in Norwegens erheblichen Öl- und Düngemittelinteressen in
Libyen: die staatliche norwegische Ölgesellschaft Statoil, die in
ihrem Büro in Tripolis rund 30 Angestellte beschäftigt […] [und norwegische]
Unternehmen haben in Zusammenarbeit mit dem Gaddafi-Regime größere
wirtschaftliche Projekte durchgeführt.«[6]
Beim gegenwärtigen Stand
der Untersuchung könnte nach bestem Ermessen ein Motiv für die Anschläge in
Norwegen darin bestehen, das Land für seine unabhängige und pro-arabische
Außenpolitik im Allgemeinen und für die Ablehnung der NATO-Koalition gegen
Libyen im Besonderen abzustrafen.
US- und NATO-Geheimdienste
haben gezeigt, dass sie in Norwegen über außergewöhnliche Einsatzmöglichkeiten
verfügen, die möglicherweise oft jenseits jeglicher Kontrolle durch die
norwegische Regierung operieren. Anfang November 2010 enthüllte der Osloer
Fernsehsender TV2 die Existenz eines ausgedehnten Netzwerks bezahlter
Agenten und Informanten des US-Geheimdienstes, die unter anderem aus den Reihen
pensionierter Polizeioffiziere rekrutiert worden waren. Das vorgebliche Ziel
dieses Programms war die Beobachtung norwegischer Staatsbürger, die an
USA-kritischen Demonstrationen und Aktionen teilgenommen hatten. Einer der
rekrutierten Norweger war der ehemalige Chef der Anti-Terror-Einheit der Osloer
Polizei.[7] Auch wenn das Ziel angeblich ausschließlich in der Beobachtung
besteht, ist es vorstellbar, dass von einem Netzwerk pensionierter Polizisten
auch andere und weit sinistere Aktivitäten durchgeführt werden könnten, wie
etwa die Identifizierung und Subversion schwarzer Schafe im aktiven
Polizeidienst. Einige Fähigkeiten eines Netzwerks dieser Art könnten bei
Ereignissen, wie wir sie gerade in Norwegen erlebt haben, durchaus im Spiel
gewesen sein.
Die offizielle Bezeichnung
für die Art von Spionagezellen, die die Vereinigten Staaten in Norwegen
geschaffen haben, lautet Surveillance Detection Unit (SDU). Die SDU
wiederum operieren im Rahmen des Security Incident Management Analysis
System (SIMAS). SIMAS wird bekanntermaßen von US-Botschaften nicht nur im
Nordischen Block zwischen Norwegen, Dänemark und Schweden zur Spionage und
Beobachtung eingesetzt, sondern weltweit. Die Terroranschläge werfen darüber
hinaus die Frage auf, ob SIMAS auch eine operationelle Dimension besitzt.
Stellt dieser Apparat womöglich eine moderne Version der Rückraum-Netzwerke
dar, die damals in allen NATO-Ländern aufgebaut wurden und deren bekanntestes
Beispiel der italienische Ableger Gladio war?
Dem sollte die norwegische
Regierung unbedingt nachgehen. Bisher erklären norwegische Minister, das
SIMAS-Netzwerk von SDU niemals genehmigt zu haben. »Wir haben darüber nie etwas
erfahren«, behaupten Norwegens Justizminister Knut Storberger und Außenminister
Jonas Garh Støre. Laut Hillary Clinton waren die Norweger jedoch informiert
worden.
Dank der Dokumente, die die
»Limited Hangout«-Operation der CIA, allgemein bekannt als Wikileaks,
an die Öffentlichkeit gebracht hatte, ist bereits ein offensichtlicher Weg, die
Terroranschläge in Norwegen zur Rechtfertigung für den Sturz der gegenwärtigen
Regierung zu verwenden, eingeschlagen worden. Reale oder getürkte Telegramme
des State Department, die Wikileaks entgegenkommenderweise
geliefert hatte, zeichnen ein Bild der bei der NATO so unbeliebten norwegischen
Regierung als einer Truppe von Stümpern und Eigenbrötlern, die nicht in der
Lage sind, wirksame Maßnahmen für die Sicherheit des Landes zu ergreifen.
Einige dieser Telegramme
sind unmittelbar nach den Terroranschlägen vom Londoner Daily Telegraph,
einer Zeitung, der enge Verbindungen zu NATO-Geheimdienstkreisen nachgesagt
werden,veröffentlicht worden. Laut diesem Artikel habe »ein Telegramm des
US-Botschafters in Norwegen, Barry White, in dem von dem Versuch des
Polizei-Sicherheitsdiensts (PST) die Rede war, eine bestimmte mutmaßliche al-Qaida-Terrorzelle
ausfindig zu machen, beschrieben, [wie die norwegischen Behörden] […] die Hilfe
britischer Behörden, einen potenziellen Verdächtigen zu beobachten, abgelehnt
hatten, er fügte hinzu: ›Sie werden nicht nur keine eigenen Ressourcen auf ihn
verwenden […] sondern sie haben soeben das Angebot eines britischen
Geheimdienstoffiziers über zwei zwölfköpfige Beobachtungsteams zurückgewiesen.‹
In dem Telegramm heißt es weiter, britische und US-Geheimdienste hätten ein
verschlüsseltes Gespräch zwischen Terrorverdächtigen analysiert und seien zu
dem Schluss gekommen, eine Überwachung sei erforderlich. Jedoch, so heißt es in
dem Telegramm weiter, ›gelang es der PST, dieselbe übersetzte kodierte
Unterhaltung in rosigerem, weniger bedrohlichem Licht darzustellen. Diese
Interpretation erschien den britischen und US-Geheimdiensten nicht sehr
aufschlussreich.‹«
Ein Katalog jüngster
Misserfolge und ausgesprochenen Fiaskos von FBI und CIA im sogenannten globalen
Krieg gegen den Terror könnte helfen, diese heuchlerische Einschätzung in die
richtige Perspektive zu rücken, wäre jedoch zu umfangreich, um hier ausführlich
dargestellt zu werden.
Eine weitere vernichtende
Einzelheit scheint auf den Versuch abzuzielen, die angebliche Stümperei der
norwegischen Regierung für den Bombenanschlag in Oslo verantwortlich zu machen:
»Das Memorandum enthüllt auch, wie die PST, trotz offensichtlicher Beobachtung
des Verdächtigen, die Spur von Materialien zum Bombenbau verloren hatte,
nachdem diese aus einer Wohnung, wo sie gelagert hatten, weggeschafft worden
waren, ohne dass die Ermittler dies bemerkt hatten. Anschließend schaffte es
die PST nicht, einen Verdächtigen 14 Tage lang zu verfolgen, weil dem dafür
abgestellten Ermittler eine andere Aufgabe übertragen worden war. Das Memo
schloss mit den Worten: ›Die PST ist der Sache nicht gewachsen […] sie schafft
es einfach nicht.‹«
Ein anderes, angeblich 2007
verfasstes State-Department-Memorandum, das von Wikileaks aufgetischt
wurde, setzt hinzu: »Nach der offiziellen Bedrohungseinschätzung der Polizei
(PST) […] stellen internationale Terrororganisationen für Norwegen keine
Bedrohung dar. Ein 2008 verfasstes Memorandum zeigt, dass die USA der Ansicht
waren, Norwegen sei sich einfach der Möglichkeit eines internationalen
Terroranschlags nicht bewusst. Im Telegramm heißt es: ›Wir appellieren
wiederholt an die norwegischen Behörden, den Terrorismus ernst zu nehmen. Wir
werden versuchen, auf diesem Momentum aufzubauen und damit dem immer noch
vorherrschenden Gefühl, Terrorismus gebe es in anderen Ländern, nicht jedoch im
friedlichen Norwegen, zu begegnen.‹ Ein erst im vergangenen Jahr verfasstes
Telegramm lautet: ›Für PST war Dänemark immer noch eher ein Ziel als Norwegen,
aus Gründen, die mit dem Streit über die Karikaturen zusammenhängen.‹«[8]
Die norwegische Regierung
sollte in die Offensive gehen und die ganze Wahrheit über die jüngsten
Ereignisse veröffentlichen. Andernfalls ist zu erwarten, dass sie der
international koordinierten Kampagne nachgeben wird, die mit den Wikileaks-Dokumenten
so offenkundig vorbereitet werden.
[2] Siehe RIA Novosti,
23. Juli 2011, http://en.rian.ru/world/20110723/165350450.html; von der VG-Website:
»Flere av ungdommene som var på Utøya under skytedramaet forteller til VG at de
er overbevist om at det må ha vært mer enn én gjerningsmann. Det mener også
Marius Helander Røset.« »Jeg har overbevist om at det var to personer som
skjøt, sier Aleksander Stavdal (23).« »Vedkommende var i følge dem rundt 180
centimeter høy, hadde tykt mørkt hår og så nordisk ut. Han hadde en pistol i
høyrehånden og et gevær på ryggen.« (http://www.vg.no/nyheter/innenriks/oslobomben/artikkel.php?artid=10080627)
[3] »Politiet glemte å
informere om øvelse: Anti-terrorpolitiet avfyrte sprengladninger under en
øvelse midt i Oslo, to hundre meter fra Operaen, men glemte å gi beskjed til
publikum«, Aftenposten, c. 20. Juli 2011 (http://mobil.aftenposten.no/article.htm?articleId=3569108)
[4] »Libya solution more
political than military-Norway«, Reuters,
13. Mai 2011 (http://www.trust.org/alertnet/news/libya-solution-more-political-than-military-norway/)
[5] »Norway to quit Libya
operation by August«, AP, 10. Juni 2011 (http://www.signonsandiego.com/news/2011/jun/10/norway-to-quit-libya-operation-by-august/)
[6] »Tragic Irony Surrounds Oslo Bombing«, Phuket Word, 23. Juli 2011 (http://www.phuketword.com/tragic-irony-surrounds-oslo-bombings)
[7] Thomas Borchert,
»US-Geheimdienst mit Nordfiliale: USA lassen Norweger überwachen«, Deutsche
Presse-Agentur, 4. November 2010
[8] Mark Hughes, »WikiLeaks files show Norway unprepared for terror attack: Norway’s intelligence service had previously been criticized for its failure to keep track of suspected terror cells and the country was felt to be complacent about the prospect of a terror attack, secret cables from the WikiLeaks files reveal«, London Daily Telegraph, 22. Juli 2011 (http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/norway/8655964/WikiLeaks-files-show-Norway-unprepared-for-terror-attack.html)
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