Die ewige Liebe der Menschheit zum Fett

**Aus der Bibel

**die alten Griechen

**Skandinavien

**Südliche Erdhalbkugel

**Nördliche Länder

**Andere Völker

**Berichte von Entdeckern

**Pemmikandiät

**Auch die Briten assen gern Fett

**In Grossbritanien sollte mehr Fett verzehrt werden 1920

**Fazit

**Eine neue Krankheit tritt auf (Herzkrankheiten)

**”Gesunde Ernährung..?” ist nicht gesund

**Literatur

**Autor dieses Artikels

 

 

 

Beginnen wir mit der Bibel, sie kann uns berichten, was die Völker des Nahen und Mittleren Ostens vor zwei- bis dreitausend Jahren glaubten und was sie gerne aßen.

Der erste Hinweis auf die Wertschätzung des Fettes im mittleren Osten stammt aus dem Buch Genesis, genauer gesagt aus der Geschichte von Kain und Abel, die vom ersten, Jehova dargebrachten Opfer erzählt.

'Und Abel wurde ein Schäfer,  Kain aber wurde ein Ackermann.

'Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes.

'Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer.

'Aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an.'

Diese Erzählung sagt uns zweierlei: Erstens zeigt sie, welche Vorlieben Jehova und das vor drei- bis viertausend Jahren in der Region von Babylon und Ägypten lebende hebräische Volk hatten — Fleisch und Fett wurden mehr geschätzt als Gemüse; zweitens zeigen die Worte "und von ihrem Fett", dass Abel nicht nur fettes Fleisch, sondern zusätzliches Fett als weiteres, wertvolleres Geschenk, zum Opfer darbrachte.

Weiter finden wir im Buch Genesis 45:17-18 eine Stelle, aus der sich ableiten lässt, dass Juden und Ägypter fettreiches Essen schätzten: "Und der Pharao sprach zu Joseph" . . . "Nehmt Euren Vater und all die Euren und kommt zu mir; ich will euch das Beste geben in Ägyptenland, dass ihr essen sollte das Fett des Landes". Und bei Jesaja 25:6 steht: "Und der Herr Zebaoth wird auf diesem Berge allen Völkern ein fettes Mahl machen…von Fett, von Mark."

Aus anderen Texten des alten Testaments wissen wir, dass die Bezeichnung "das Fett des Landes" sich auf fettes Hammelfleisch oder Hammelfett bezog. Die Bibel zeigt uns, dass Hammelfett als köstlichster Teil des Fleisches galt und dass der Schwanz und die umgebenden Teile als bester Teil des ganzen Tieres galten. Die Schafe zur Zeit der Bibel waren Fettschwanzschafe, wie man sie auch heute noch in Syrien und Palästina antreffen kann.

Auch im neuen Testament tauchen solche Hinweise auf. Rindfleisch wurde sehr hoch geschätzt: als der verlorene Sohn nach Hause zurückkehrte, ließ sein Vater zur Willkommensfeier nicht etwa ein gewöhnliches sondern das "gemästete Kalb" schlachten.

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Auch die auf der dem Heiligen Land gegenüberliegenden Seite des Mittelmeers lebenden Griechen hatten ihr Fleisch am liebsten fett und nahmen das auch von ihren Helden an. In den Gedichten Homers wird nirgends mageres Fleisch erwähnt sondern sie triefen geradezu vom Lob fetten Fleisches: da wäre zum Beispiel Agamemmnon, der 'opferte einen Stier, fünfjährig und feist, dem starken Kronion" (Ilias, zweiter Gesang). Und im neunten Gesang heißt es: 'Patroklos . . . selbst nun stellt er die mächtige Bank im Glanz des Feuers, Legte darauf den Rücken der feisten Zieg' und des Schafes, Legt auch des Mastschweins Schulter darauf voll blühenden Fettes"

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Gleiches gilt für die in der skandinavischen Edda und den Sagen erhaltenen geistlichen und weltlichen Gesänge. Ein isländisches Gedicht lautet: "Dort (im Paradies), wird das Festmahl bereitet mit klarem Wein, Fett und Mark." Und beim Mark handelt es sich natürlich Knochenmark.

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Der norwegische Entdecker und Wissenschafter Dr. Carl Lumholtz (1851-1922) berichtete, dass das auch für die südliche Erdhalbkugel zutrifft. Er lebte eine Zeitlang bei den Ureinwohnern Nordaustraliens. Lumholtz erzählt, dass diese Bewohner der tropischen Wälder hauptsächlich tierische Nahrung verzehrten und niemals Pflanzliches aßen, so lange Fleisch verfügbar war. Lumholtz bemerkte auch, dass die Ureinwohner ihre Mahlzeiten wie Kinder verzehrten: sie aßen das Beste zuerst und das war immer Fleisch, je fetter, desto besser.

Sir Hubert Wilkins (1888-1958), der berühmteste australische Entdecker, führte im Auftrag des britischen Museums eine zweijährige Expedition in Nordaustralien durch. Wilkings bestätigt die Erkenntnisse von Lumholtz und fügt ähnliche Beobachtungen hinzu:

Die Ureinwohner waren Kannibalen und es war für die Missionare nicht leicht, sie von dieser Gewohnheit abzubringen. Wilkins bemerkte, dass beim Tod eines schlanken Mannes eine strenge Ermahnung der Missionare genügte, starb jedoch ein beleibter Mann, mussten die Missionare am Grab Wache stehen. Die Ureinwohner gruben dicke Leichen sogar noch nach Monaten aus. Entweder sie hatten eine Vorliebe für gut gereifte Kadaver oder es machte ihnen nichts aus, so lange das Fleisch nur fett genug war.

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Auch ist es kein Geheimnis, dass die Menschen in den nördlichen Ländern also die Lappen und Samen in Finnland, die Einwohner Sibiriens, die grönländischen Inuit und die Bewohner des nördlichen Kanada sich auch heute noch ausschließlich von Tieren und Fisch ernähren. Genau wie viele Völker in den Tropen: Massai, Samburu, Berber usw. Als das Christentum sich nach Norden ausbreitete, wurde der Bibelspruch vom "Fett des Landes" in ganz Europa direkt verstanden. Im der englischen Sprache bezeichnete man fettes Essen als "rich" (wörtlich "reich") und verwendete dieses Wort, um höchstes Lob auszusprechen.

Das fetteste Essen galt in den meisten Religionen und in allen Ländern als das beste Essen. Auf der ganzen Welt wurde priesen die alten Völker fettes Fleisch und süßen Wein — und sonst nichts. Und so blieb es bis in die moderne Zeit.

Die Inuit (Eskimos), die heute noch in ihrer natürlichen Umgebung leben, essen nichts Pflanzliches, sondern ernähren sich ausschließlich von Seehundfleisch, Karibu und Fisch. Sie sind eines der gesündesten Völker der Welt. Erst wenn Stärke und Zucker von den Europäern in die Ernährung übernommen werden, beginnt auch ihre Gesundheit an, sich zu verschlechtern.

Ähnlich sieht es bei den nordamerikanischen Indianern aus, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts fast ausschließlich von Büffelfleisch lebten, das entweder frisch verzehrt oder zu Pemmikan (gepresstes Dörrfleisch) verarbeitet wurde. Pemmikan diente auch den europäischen Pionieren und Siedlern, die Nordamerika erschlossen, als Nahrung. Pemmikan ist mageres Fleisch, das getrocknet, zu Pulver zerstoßen und zu gleichen Teilen mit ausgelassenem Fett vermischt — fertig. Diese Mischung enthält 80 Prozent der Kalorien aus Fett und 20 Prozent aus Eiweiß. Pemmikan wurde im allgemeinen lieber verzehrt als frisches Fleisch und Männer, die 16 Stunden arbeiteten, aßen davon bis zu einem Kilogramm pro Tag. Bei dieser Ernährung blieben sie vollkommen gesund und erzielten zusätzlich bemerkenswerte Leistungen.

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Und noch andere Völker leben ein langes, gesundes Leben mit einer Ernährung, die den durchschnittlichen westlichen Ernährungswissenschaftler schaudern lässt: die Naga, die an der Grenze zwischen Indien und Burma leben sind ein drahtiges Volk, das von der Jagd auf Schweine und Bisons lebt; die Massai in Afrika verzehren nur Blut und Milch und manchmal das Fleisch ihrer Rinder; der argentinische Gaucho europäischer Abstammung kommt den Inuit am nächsten und lebt fast nur von Fleisch. Gleich nach den Gauchos kommen die Australier, die mehr und fetteres Fleisch essen als andere Völker europäischer Abstammung. Die Lebenserwartung in Argentinien und Australien lag schon immer höher als die der Industrieländer der nördlichen Halbkugel — jetzt allerdings übernehmen die Australier unsere Eßgewohnheiten und ihre Gesundheit leidet darunter.

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G. W. Harley MD, PhD, Mediziner und Missionar, gründete in den 1920er Jahren die Ganta Mission in Liberia.

Seine Erfahrungen sind allerdings nicht auf die Tropen beschränkt, da er 1924 im Harrington Hospital der Greenfell Mission in Labrador arbeitete. Er war lange Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter des Peabody Museums, veröffentlichte zahlreiche medizinische und geografische Artikel, schrieb für das Peabody Museum ein Buch über die Kultur der Neger in Liberia und verfasste das von der Harvard University Press im Jahre 1934 veröffentlichte Buch Native African Medicine. Er schrieb: "Die Nachfrage nach Fleisch ist allgemein groß, interessant ist aber, das folgende Stücke am beliebtesten sind." Dann folgt eine lange Liste der Tiere, die aufgrund ihrer großen Fettmengen bevorzugt werden. Später schreibt er über seine Rückkehr:

"Als ich in die Vereinigten Staaten zurückkehrte kam ich mitten in eine Hitzewelle und verschlang in Washington D.C. hungrig fette Schweins- und Landwürste. War enttäuscht als ich in Bosten Würstchen mit Pfannkuchen nicht bekommen konnte weil es "für Würstchen zu heiß war."

"Männer, die in heißer Umgebung arbeiten (Heizer) lehnen Fleisch und Fett nicht etwa ab, o nein, ganz im Gegenteil."

Auch die Erfahrungen von Earl Parker Hanson' sind interessant. Er vergleicht seine vor Ort gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse mit dem, was ihm Ernährungsexperten ohne solche Erfahrung erzählt hatten. Der Bericht wurde zwar vor über einem halben Jahrhundert geschrieben, zeigt aber, wie wenig sich geändert hat: Ernährungsexperten scheinen nichts dazulernen zu wollen.

Hanson war einer der Tropenberater des Generalquartiermeisters der US-Armee und ging später nach Afrika, um im Auftrag der Außenwirtschaftsverwaltung Liberia zu genauer zu erforschen. Nach vier Jahren im subtropischen Chile ging er im Auftrag der Carnegie-Stiftung zwei Jahre zu Forschungszwecken ins Orinoko- und Amazonasbecken. Zu der Zeit hegte er noch die üblichen nordamerikanischen Ansichten über die Eßgewohnheiten der Südamerikaner, die besagten, dass die Einheimischen mit dem was sie aßen ganz falsch lagen, und dass die mit Hilfe des nordamerikanische Ernährungswissen für die feuchte Tropenhitze zusammengestellte Ernährung viel besser geeignet sei, als das was die Einheimischen verzehrten. Nach und nach wurde Hanson allerdings vom Gegenteil überzeugt. Seine Erfahrungen mit den Einheimischen und den Ernährungsexperten zu Hause ist aufschlussreich. Hier seine Worte:

"Die krassen Diskrepanzen in der Argumentation der Ernährungsfachleute beschäftigen mich seit langem…Einerseits sagen sie, dass Fett die effizienteste Nahrungsenergiequelle sei, andererseits lamentieren sie des langen und des breiten über die "entkräftende" Wirkung des tropischen Klimas. Warum man in einem Klima, das angeblich energiezehrend ist, keine energiespendenden Nahrungsmittel verzehren sollte habe ich nie verstanden."

"Die Pygmäen im tropischen Ituri-Wald laufen meilenweit um sich am Fett eines frisch getöteten Nilpferds gütlich zu tun. Solche Beispiele finden sich in vielen Teilen der Tropen, in Trocken- und Feuchtgebieten in großer Zahl. Ich beschränke mich also darauf, meine eigenen Erfahrungen zu schildern und meine eigenen Schlussfolgerungen zu ziehen."

"Die erste persönliche Erfahrung mit Fettknappheit machte ich auf der Orinoco-Amazonasexpedition 1931-33, als die indianischen Kanufahrer streikten, weil ich nicht genügend Schmalz oder anderes Fett in den Vorräten hatte.

"Ich kaufte genügend Fett um die Indianer zufrieden zu stellen und aß dann während der Reise aus meinem eigenen Topf, da ich "ihr fettes Essen nicht ausstehen konnte". Aber innerhalb von ein paar Wochen stürzte ich mich auf jedes Schildkrötenei, das ich kriegen konnte — jetzt ist mir klar, dass ich das reichhaltige Öl brauchte — und auf jede Paranuss, Avocado oder anderes Pflanzenfett, wenn Tierfett nicht zu haben war. Damals habe dieses Verlangen nicht mit meinen Eßgewohnheiten in Verbindung gebracht, heute weiß ich es besser."

"Kürzlich erzählte mir eine Ethnologin, dass ich mit meiner Behauptung, ein Weißer könne mit der Ernährung der Einheimischen oder der primitiven Völker völlig gesund bleiben könne, unrecht habe. Sie behauptete, diese Ernährung in Mexiko einige Wochen ausprobiert zu haben und das habe beinahe mit einer Katastrophe geendet. Als ich sie fragte, ob es ihr nicht schwer gefallen sei, sich an das fettige Essen der Mexikaner zu gewöhnen, sagte sie dass sie und ihre Begleiter zwar "das gleiche gegessen hätten wie die Mexikaner", aber die Speisen "natürlich" appetitlicher zubereitet und das Fett weggelassen hätten. Dann beschrieb sie mir die für Fettmangel typischen Symptome unter denen sie gelitten hatte: ständiger Hunger, ein vages Gefühl des Unwohlseins, Energiemangel, Blähbauch usw.

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"Mit dieser Überzeugung und mit den Jahren persönlicher Erfahrung in den Tropen begann ich im Sommer 1943 eine Pemmikan-Diät, die ich über 9 Wochen fortführte. (Pemmikan besteht nur als getrocknetem, magerem Fleisch und Fett). Als Büroarbeiter mit sitzender Lebensweise arbeitete ich hauptsächlich in New York und Washington. Dort erlebte ich den heißesten Sommer seit Menschengedenken, mit Temperaturen die manchmal sogar noch das überstiegen, was ich im Amazonasbecken erlebt hatte."

Hier ein paar Ergebnisse dieses "Versuchs":

"Fettgehalt. Die Ernährungsberater warnten mich vor Beginn und sagten, dass ich meine Gesundheit gefährde, da sie aus jahrelangen Forschungen 'wussten', dass ein Fettgehalt von über 35% der Kalorien in der Nahrung gefährlich sei.

"Ich hatte drei Sorten Pemmikan: Bei Sorte A stammten 80 Prozent der Kalorien aus Fett und 20 Prozent aus magerem Fleisch, das entspricht einer Gewichtsverteilung von 50:50; Sorte B enthielt 70 Prozent Fett- und 30% Fleischkalorien und Sorte C 60 Prozent Fettkalorien und 40 Prozent Fleischkalorien."

"Am Anfang bevorzugte ich Sorte C, da ich nicht an den Verzehr von Fett gewöhnt war. Es dauerte jedoch nicht lange bis mir klar wurde, dass das nicht ausreichte. Ich probierte die anderen Sorten und stellte fest, dass ¾ Pfund des fetten Pemmikan der Sorte A mich vollständig zufrieden stellte. Von der mageren Sorte C konnte ich leicht mehr als ein Pfund pro Tag verzehren und war nicht nur trotzdem noch hungrig sondern hatte Gelüste auf Fettes. Als ich ein paar Tage lang nichts anderes zur Hand hatte als Sorte C verzehrte ich zusätzlich Speckfett und aus Roastbeef ausgebratenes Fett und kam damit gut klar. [Im Original hervorgehoben]

"Nach sechzehn Tagen kamen ein paar Ernährungsexperten an und zeigten mir Zahlen des National Research Council (Nationaler Wissenschaftsrat) , gemäß derer es unmöglich war, täglich mehr als 35% Fett in der Nahrung zu assimilieren und 'bewiesen' mir damit, dass ich entweder bereits tot war oder mit den letzten Energiereserven dahinkreuchte. Es war ein herrlicher Kampf besonders weil ich mehr "Munition" für die Auseinandersetzung mit den Ernährungsfachleuten hatte als je zuvor. Mein Gesundheitszustand hätte nicht besser sein können, alle anfänglichen Schwierigkeiten der Anpassung an eine ausschließliche Fleischernährung, die ohnehin hauptsächlich psychologischer Natur gewesen waren, lagen hinter mir. Ich gab die fruchtlose Überzeugungsarbeit schließlich auf, als die Ernährungsfachleute mich verzweifelt fragten, ob ich denn nicht einmal dem National Research Council glaubte!

Die wichtigste Erkenntnis dieser neun Wochen kontinuierlicher intensiver Hitze war, das mein Appetit und meine ‚Gelüste' ständig nach viel Fett, so ca. 75 bis 80 % der Gesamtkalorien verlangte. Für mich war es das verblüffendste Ergebnis der gesamten Erfahrung.

Pemmikan ist stark konzentrierte Nahrung und schwierig zu dosieren, man bekommt sofort Gelüste, wenn Mangel droht. Bei weniger konzentrierter Nahrung scheint es länger zu dauern, bevor solche Warnsignale gesendet werden. Anfänglich trat etwa eine Stunde nach Verzehr des mageren Pemmikan ein Gefühl auf, das mir zeigte, dass ich zu wenig Fett gegessen hatte. Später lernte ich meinem Appetit und meinen Reaktionen zu vertrauen und die Anpassung verlief von selbst." .

(Diese Geschichte zeigt, wie wenig Ernährungsexperten schon vor 50 Jahren von Fakten hielten — und da hat sich nichts geändert. Es scheint, als ob Ernährungsfachleute einfach nichts Neues lernen wollen!)

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Im neunzehnten Jahrhundert wurde in Großbritannien Fett als bester Teil des Essens geschätzt. Mrs. Beeton (Autorin eines Standardkochbuchs) schreibt: "Das beste Rindfleisch ist von tiefroter Farbe; wenn das Tier fast ausgewachsen ist und gut genährt wurde ist das Fleisch schön mit Fett durchzogen so dass es wunderbar meliert aussieht." Fleisch mit geringem Fettgehalt galt als minderwertig.

Die Wertschätzung der Vorteile des Fetts hielt sich über das Ende des Jahrhunderts hinaus.

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Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts waren Herzinfarkte unbekannt und Krebs trat selten auf. Aber immer noch gab es Missstände. Bessere Hygienemaßnahmen und hygienischere Lebensbedingungen nach Räumung der Elendsviertel Ende des 19. Jahrhunderts senkten das Auftreten von Typhus und Cholera aber viele Kinder litten immer noch unter Mangelkrankheiten; Rachitis war sogar als die "englische" Krankheit bekannt, weil so viele Kinder davon betroffen waren. Infektionskrankheiten wie Keuchhusten, Scharlach und Masern waren bei Kindern weit verbreitet.

1914 brach in Europa der Krieg aus. Von den zum Militärdienst einberufenen jungen Männern wurde allerdings jeder Vierte als untauglich wieder nach Hause geschickt. Im Verlauf des Krieges wurde es zunehmend schwieriger, Männer zu finden, die kampftauglich waren.

Als man das erkannte war es für eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes der männlichen Bevölkerung für den ersten Weltkrieg bereits zu spät. Die britische Regierung entschied jedoch, dass etwas geschehen müsse, um eine solche Blamage in Zukunft zu verhindern.

In den 1920er Jahren verglich Sir John Boyd Orr die Wachstumsraten von Kindern in öffentlichen Schulen und Privatschulen. Es stellte fest, dass Kinder aus wohlhabenderen Familien wesentlich größer waren als die weniger wohlhabenden Gleichaltrigen. Er analysierte dann die Ernährung, veränderte ihre Zusammensetzung und konnte damit den schlüssigen Beweis erbringen, dass die Kinder aus sozial schwachen Familien hauptsächlich kohlenhydratreich mit Brot und Kartoffeln ernährt wurden und von einer zusätzlichen Versorgung mit Vollmilch außerordentlich profitierten.

Dieser Erkenntnis wurde von Dr. Robert McCarrison bestätigt, der in Indien als Kolonialbeamter im medizinischen Dienst arbeitete und forschte. Er verglich die kleinwüchsigen, krankheitsanfälligen Südinder, die wenig Milchprodukte verzehrten, mit ihren nördlichen Nachbarn, den Sikhs. Die Sikhs verzehrten sehr viel Milch und waren gesund und kräftig. Ähnliche Vergleiche wurden in Afrika durchgeführt. Die großgewachsenen, schlanken, gesunden Massai ernährten sich fast ausschließlich von Blut und Milch, wogegen ihre Nachbarn, die Kikuyu, Vegetarier waren. Sie waren kleinwüchsig, krankheitsanfällig, hatten dicke Bäuche und eine geringe Lebenserwartung. Die Beweislage wurde immer eindeutiger.

Boyd Orr kam zu dem Schluss, dass die Nahrung der Hälfte des britischen Volkes viel zu wenig der — wie er das nannte — "schützenden Bestandteile" enthielt, die für gute Gesundheit erforderlich sind.

Ende der 1930er Jahre schlug er vor, dass die Briten mehr Milch trinken und mehr Milchprodukte und Fleisch essen sollten. Die damalige britische Regierung empfahl die Verdoppelung des Milchkonsums und führte die kostenlose Schulmilch ein. Der Verband der britischen Ärzte (British Medical Association) gab genaue Zahlen an und empfahl 80% mehr Milch, 55% mehr Eier, 40% mehr Butter und 30% mehr Fleisch. Diese Ratschläge aus dem Jahr 1938 bildeten über 50 Jahre lang die Grundlage unserer Ernährung. In der Folge nahm die Kindersterblichkeit bei Diphtherie, Masern, Scharlach und Keuchhusten lange vor Einführung der Antibiotika und allgemeinen Impfungen rapide ab. Rachitis, die wegen ihrer weiten Verbreitung "englisch" genannte Krankheit und andere Mangelkrankheiten verschwanden zusehends. Dabei waren natürlich auch noch anderer Faktoren von Bedeutung, aber am wichtigsten war die gestiegene Widerstandkraft der Kinder aufgrund der besseren Ernährung. Die oben genannten Empfehlungen trugen dazu bei, dass wir eine der höchsten Lebenserwartungen der Welt haben.

Die Leser über 50 können sich sicher noch an die Kampagne aus den 60er Jahren erinnern, als uns empfohlen wurde, zum Frühstück ein Ei zu essen?
(Go to work on an egg.

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Fett spielt also bei der Ernährung der Völker aller bewohnten Kontinente von der Arktis bis zu Äquator eine wesentliche Rolle. 1957 bezeichnete Dr. John Yudkin, damals Professor für Ernährung und Diätetik an der Londoner Universität, im Vorwort zu Dr. Richard Mackarness' Buch "Eat Fat and Grow Slim" Fett als "das wertvollstes Nahrungsmittel, das die Menschheit kennt." Das stimmt nach wie vor.

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Damals begannen die Herzkrankheiten sich in der industrialisierten Welt auszubreiten und das Wort "Fett" wurde zum Schimpfwort. Abweichende Meinungen, deren es viele gab, wurden überhört. 1980 wurden die Empfehlung von Boyd Orr radikal revidiert. 1982, 1983 und 1984 veröffentlichten die American Heart Association (AHA) das britische National Advisory Committee on Nutrition Education (NACNE) und der Ausschuss für medizinische Aspekte der Nahrungsmittelpolitik (COMA) erstaunlich gleichlautende Berichte. Die Aussage lautetet, dass die koronare Herzkrankheit, die häufigste Todesursache, durch übermäßigen Fett- und Cholesteringehalt in der Nahrung verursacht werde — obwohl Herzkrankheiten bei Völkern, deren Ernährung sehr viel Cholesterin und Fett enthält auch heute noch unbekannt ist.

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Zwanzig Jahre ist es nun her seit die Ernährungsempfehlungen von viel tierischem Fett auf die heutige fettarme "gesunde" Ernährungsweise umgestellt wurden. Im Verlauf dieser Zeit entwickelte sich ein neues — unter Marketinggesichtspunkten außerordentlich erfolgreiches — Dogma. Wir sind damit so stark indoktriniert, dass wir es implizit als richtig empfinden: wir essen Magerquark, und dünn mit fettarmem Streichfett bestrichenes Vollkornbrot in der Gewissheit uns so ewige Gesundheit zu eressen. Sind wir denn heute nach dieser radikalen Ernährungsumstellung gesünder als 1980?

Die Antwort ist einfach, sie lautet: Nein!

Krankheiten, die zuvor selten auftraten — Diabetes, Osteoporose, Multiple Sklerose, Infektionen, Krebs, selbst die Herzkrankheit, die die Umstellung primär verhüten sollte — stiegen zahlenmäßig alle an, seit wir uns "gesund" ernähren.

Allein die Zahlen für Großbritannien sind erschütternd:

Die konservativsten Wissenschafter und Ernährungsexperten neigen dazu, sich stark oder sogar ausschließlich auf klinische Studien zur gesundheitlichen Wirkung von Diäten zu verlassen. Dieses Vorgehen ist unglücklich, um nicht zu sagen engstirnig, denn es beschränkt die Studien nicht nur auch unnatürliche und möglicherweise irrelevante Ernährungaspekte sondern ignoriert wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse aus Evolution und Anthropologie. Ein paar der formellen Ernährungsstudien sind zwar ökologisch (epidemiologisch) und gründen sich auf Zusammenstellungen großer Datenmengen, erfordern jedoch klinische Nachfolgestudien zur Bestätigung der aus den ökologischen Daten hergeleiteten Hypothesen. Damit landen wir wieder bei der klinischen Studie.

Wir sollten uns einmal ansehen, für welche Art der Nahrung wir genetisch programmiert sind. Schaut man in diese Richtung, so stellt man fest, dass wir den Jägern und Sammlern der Altsteinzeit immer noch sehr ähnlich sind: der menschliche Genpool hat sich wenig verändert seit der anatomisch moderne Mensch, der Homo sapiens sapiens sich vor 35.000 Jahren auszubreiten begann. Vom genetischen Standpunkt her sind wir immer noch paläolithische voragrarische Jäger und Sammler. '

Die Ernährung der Steinzeit ist wegen unserer genetische Ähnlichkeit relevant. Deshalb sind auch anthropologische Studien, wie die im Verlauf der letzten beiden Jahrhunderte von Dr. Weston A. Price, Dr. Vilhjalmur Stefansson, Admiral Pear und vielen anderen an echten Völkern im richtigen Leben durchgeführten Studien sehr viel relevanter.

Die radikale Umstellung von einer sehr fettbetonten auf eine fettarme Ernährung ist nicht gesund. Wir haben dadurch nicht nur die Vorteile der früher verzehrten Fette verloren sondern sie auch noch durch andere Dinge ersetzt, die unserer Nahrung fremd sind — mehrfachungesättigte Pflanzenöle, Margarinen und jede Menge stärke- und zuckerhaltige Nahrungsmittel. Die Ernährung, die heute als "gesund" bezeichnet wird, könnte nicht ungesünder sein.

Wir sollten also nicht nach Kuren für die modernen Krankheiten suchen, sondern herausfinden, warum diese Krankheiten bei vielen Völkern gar nicht erst auftreten. Damit hätten wir vermutlich bessere Aussichten, Lösungen für den katastrophal schlechten Gesundheitszustand so vieler Menschen zu finden..

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Stefansson V. The Fat of the Land. The Macmillan Company, New York, 1957.
Wilkins, H. Undiscovered Australia. London, 1928.
G. W. Harley, MD, PhD, quoted in Stefansson V. The Fat of the Land. The Macmillan Company, New York, 1957, pp 130-132.
Earl Parker Hanson quoted in Stefansson V. The Fat of the Land. The Macmillan Company, New York, 1957, pp 134-140.
Mrs Beeton's Book of Household Management, Ward Lock & Co, London. 1869.
Orr JB. Food, Health and Income. London. 1936
McCarrison R. Nutrition in health and disease. Br Med J 1936; 26 September: p 611.
Orr JB, Gilks JL. Studies of Nutrition: The Physique and Health of Two African Tribes. H.M.S.O., London, 1931.
Eaton SB, Konner M, Shostak M. Stone agers in the fast lane: chronic degenerative diseases in evolutionary perspective.
American Journal of Medicine, 1988; 84: 739-749.

Autor dieses Artikels:

  Barry Groves, PhD   /  Exposing dietary misinformation